Haus Rüden, Solingen | Wurzeln im Kosovo
Schink: Lavdije, du hast im Februar 2021 das Restaurant „Haus Rüden“ von Andreas Kempen übernommen. Der Solinger Süden ist ja eine wunderschöne Gegend. Trotzdem war es sicher nicht leicht, mitten im Corona-Lockdown ein Restaurant zu eröffnen.
Berndt: Ich hatte schon seit einiger Zeit hier im Restaurant gearbeitet und die deutsche Küche von Grund auf gelernt. Nein, das war nicht einfach mit der Pandemie. Wir konnten zuerst nur für die Stammgäste zum Abholen kochen, aber die Nachbarn haben uns auch nicht im Stich gelassen. Irgendwie und mit viel Liebe, auch der Familienunterstützung, habe ich es doch geschafft.
Schink: Du hast erzählt, dass du deinen Mann erst hier in Deutschland kennengelernt hast.
Berndt: ja das stimmt, wir haben uns 2003 kennenglernt, es sind nun schon 20 Jahre. Meine älteste Tochter ist auch schon 18 Jahre alt. Sie will ebenfalls Köchin werden, macht gerade die Ausbildung. So ein schöner Beruf. Aber auch anstrengend. Die schöne Zeit im Kosovo, die ich früher gekannt habe, war vorbei, an eine Rückkehr war nicht zu denken. Damals habe ich auf Lehramt studiert, nur 1 Jahr fehlte mir. Leider konnte ich das Studium hier nicht abschließen. Nunja, ich bin ein moderner Mensch, ich kann mich auf neues einstellen.
Schink: Wenn man ein Jahr vor dem Abschluss das Land verlässt, ins Ungewisse geht, was muss da passiert sein.
Berndt: Ich komme aus der Stadt Prizren. Wir waren im Krieg mit Serbien. Als ich gehen musste, brannte alles, es gab im Kosovo keine Zukunft. Ich kam zuerst nach Trier, hier waren eine Tante und ein Onkel. Viele sind damals nach Deutschland und andere Länder gegangen. Trier war also meine erste Station, dann folgten Düsseldorf und Düren. Dort wartete ich auf Transfer, bevor ich dann nach Solingen kam. Hier habe ich später meinen Mann kennengelernt.
Schink: Albanien, Kosovo, für viele Deutsche ist das ungefähr das Gleiche…
Berndt: Nein, man kann Albanien und Kosovo schlecht vergleichen. Wir grenzen uns sehr stark ab, die Kultur ist ganz was anderes. In Albanien gibt es auch viel mehr orthodoxe Christen und Moslems. Mir ist es wichtig, einfach Mensch zu sein. Und ich bin froh, hier in Solingen meine neue Heimat gefunden zu haben.