Getränke Tempel, Düsseldorf | Wurzeln in Äthiopin
Schink: Fasil, wenn man in Deutschland an Äthiopien denkt, ist das mit bestimmten Stereotypen verbunden.
Gebrehiwot: Ja ich weiß, man denkt an Dürre und Hungersnot.
Schink: Ja man hat die Bilder aus den 70er und 80er Jahren noch vor Augen. Abgemagerte Kinder, ausgetrocknete Böden.
Gebrehiwot: Heute hat sich in Äthiopien vieles geändert. Es ist ein wunderschönes Land mit reicher Natur. Auch der Tourismus spielt heute eine große Rolle.
Schink: Wann bist du denn nach Deutschland gekommen?
Gebrehiwot: Ich kam 1990 als Flüchtling nach Deutschland und stellte einen Asylantrag. Hier habe ich inzwischen viele Freunde gefunden und auch einen großen Unterstützer. Den Getränkemarkt habe ich von Torsten Nonhoff übernommen, der mich in vielen Dingen sehr unterstützt hat. Ohne diese Unterstützung hätte ich es nicht so weit schaffen können.
Schink: Welche Probleme gab es denn?
Gebrehiwot: Als Mensch mit dunkler Hautfarbe steht man oft vor verschlossenen Türen, zum Beispiel ist es viel schwieriger, an Kredite zu kommen oder auch die Versicherungen, die man als Selbständiger so braucht. Es herrschen einfach sehr viele Vorurteile vor, gegen Flüchtlinge oder gegen Dunkelhäutige allgemein. Zum Beispiel denken die meisten, ich sei Moslem, dabei ist Äthiopien vorwiegend christlich. Mir scheint, Moslems sind generell unbeliebter und haben mehr Probleme mit Diskriminierung. Ich könnte einige Geschichten erzählen.
Schink: Ich bitte darum
Gebrehiwot: Als ich auf Wohnungssuche war, hatte ich viele Absagen. Einem Bekannten, der mir half, sagte man am Telefon „Sag dem Marokkaner, die Wohnung ist schon vergeben.“ Ich fand das amüsant, weil ich den Mann eigentlich kannte. Aber was Leute denken, die mich nur vom Sehen her kennen, kann ich mir schon vorstellen.
Viele glauben, das hier sei nicht mein Laden. Sie denken, ich sei hier nur die Aushilfe und so reden sie auch mit mir. Einmal, als ich selbst an der Kasse saß, habe ich die Flaschen eines Kunden über den Scanner gezogen. Dann sagte er, er wolle nicht, dass ich seine Flaschen anfasse, ein weißer Kollege solle das tun. Der Kunde hat jetzt hier Hausverbot. Ist sowas eine Ausnahme? Ich weiß es nicht, ich habe vieles erlebt.